
Kerstin Eschke
aktualisiert am 27.11.2019 um 09:14:46
Die Silberhöhe steckt voller Widersprüche
Die Mitglieder des Forums Silberhöhe arbeiten daran, den Stadtteil in Halles Süden lebenswerter zu gestalten. Trotz vieler Bemühungen zahlreicher aktiver Menschen und Organisationen bleibt die Frage: Was wird aus dem Stadtteil?
Von Kerstin Eschke
Der Name Silberhöhe birgt soviel Positives: Das Silber ist ein wertvolles Edelmetall und die Höhe hat etwas Aufstrebendes. Doch nach der politischen Wende ging es bergab mit dem Stadtteil in Halles Süden. Einkommensstarke Familien zogen weg. Bis auf wenige Ausnahmen blieben die Sozialschwachen. Die soziale Durchmischung ging verloren. Zudem standen unzählige Wohnblocks leer. Der Abriss begann.
Aber mit ihm begann auch der Umbau zur Waldstadt Silberhöhe, der Hoffnung machte. Damit aus Hoffnung Realität wird, daran arbeiten zahlreiche aktive Menschen und Organisationen vor Ort. Das sind das Theaterhaus Anna-Sophia und der Buchladen Cobula, die ganz bewusst die Silberhöhe zu ihrer Heimstadt gemacht haben. Das sind das Haus des Kinderschutzbundes „Blauer Elefant“ und die Begegnungsstätte Familienzentrum „Schöpfkelle“, die Kindern die Freizeit bunter und Erwachsenen den Alltag abwechslungsreicher machen.
Seit vielen Jahren engagieren sich zudem die Mitglieder des Forums Silberhöhe für den Stadtteil. Dazu gehören unter anderem der Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf (CDU), Dirk Neumann, Vorstand der Halleschen Wohnungsgenossenschaft Freiheit und Stadträtin Ute Haupt sowie weitere interessierte Hallenser, Unternehmer und soziale Einrichtungen. Einmal im Jahr kommen die Mitglieder des Forum zusammen und holen andere Aktive und Entscheidungsträger mit ins Boot, um über Probleme und deren mögliche Lösungen zu beraten. So auch am Mittwoch.
Ein Thema war der Zustand des Stadtteilzentrums. Damit ist der Platz vor dem Gesundheitszentrum und die Fußgängerzone zwischen ihm und der Ladenpassage in der Wittenberger Straße gemeint. Anwohner und Händler beschwerten sich über den Zustand der Blumenrabatten und herumliegenden Müll. Doch das akuteste Problem war und ist ... die Bemühungen der Stadt, dem Problem zu begegnen. So laufen Mitarbeiter des Ordnungsamtes regelmäßig Streife. „Sie erteilten Belehrungen und es gab bereits 20 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten.“ Zudem muss das Stadtteilzentrum weiter aufgewertet werden.“ Dafür spricht sich nicht nur Dirk Neumann aus. Das ist zum Teil schon geschehen mit farbigen Graffitis im S-Bahn-Tunnel und an den Kiosken. Zudem wurden die Blumenrabatten entbuscht. Im Frühjahr sollen Blumenkübel aufgestellt werden. Mit thematischen Veranstaltungen will die Stadt Halle den Platz vor dem Zentrum beleben. René Müller: „Nach dem Weihnachtssingen im vorigen Jahr und dem Maibaumsetzen im Frühjahr werden wir am 6. Dezember wieder ein Weihnachtssingen veranstalten. Sogar der Weihnachtsmann wird kommen. In der Woche zuvor wird ein Weihnachtsbaum aufgestellt, den die Kinder des Hortes Jessener Straße schmücken werden.“
Für Cornelia Dahms, der Inhaberin des Buchladens CoBula in der Wittenberger Straße, kommen die Aktivitäten zu spät. Sie wird ihr Geschäft, in dem sie in diesem Jahr ihr fünfjähriges Bestehen feierte, im Februar schließen müssen. Ihr Geschäft ist nicht das einzige, welches unter dem Zustand der Einkaufspassage leidet. „Bummeln und Einkaufen macht hier keinen Spaß! Die Trinker sind immer noch präsent. Passanten machen hier lieber einen großen Bogen. Nur noch sehr wenige Kunden schauen in meinen Laden“, sagt Cornelia Dahms traurig. Mit der Schließung geht ein kultureller und sozialer Treffpunkt verloren. „Manchmal kamen die Menschen nur mal um zu erzählen oder sie schauen an die große Pinnwand vor der Eingangstür, wo viele Veranstaltungstermine im Quartier angeheftet sind.“ Zudem gibt die HWG ihren Mieterladen in der Wittenberger Straße auf. In die Räume werden ein zusätzlicher Quartiersmanager der nur für die Silberhöhe zuständig ist, die Stadtwache sowie Teile der Stadtteilbibliothek einziehen.
Positiv hat sich die Grüne Lunge der Waldstadt entwickelt. Der Spielhügel ist so gut wie fertig. Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, René Rebenstorf verspricht: „Im Frühjahr wird endlich eine Rutsche angebaut. Statt der geplanten Gummirutschfläche gibt es eine lange Edelstahlröhre.“ Für eine bessere Beleuchtung im Park setzt sich Ute Haupt ein: „Die Anwohner fühlen sich auf den Wegen in der Dunkelheit nicht sicher.“
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