
Thomas Schmidt
aktualisiert am 08.03.2017 um 12:58:22
Neue Kostbarkeiten der Pferdezucht
Neue Kostbarkeiten der Pferdezucht. Prussendorfer Marathon: Hengstpräsentation und vier Tage lang Championatsturnier. 20 Prüfungen mit fast 400 Pferden und 150 Reitern am Start.
Prussendorf (ts). Es war ein wahrer Prussendorfer Marathon im Landgestüt Sachsen-Anhalt. Insgesamt rund 800 Starts in vier Tagen sind eine Herausforderung für Reiter und Pferd, jedoch auch für den Veranstalter. Einer der Höhepunkte ist die Präsentation der Kostbarkeiten der Pferdezucht, die Deckhengste der Saison. Sie präsentieren sich beim Freisprung, unterm Sattel, an der Hand und angespannt vor der Kutsche. Warmblut- und Kaltbluthengste mit besten Vererberqualitäten wie die Verantwortlichen im Landgestüt meinen.
Das möchten die Hengste auch zeigen. Voller Ungeduld wollen sie ihr Temperament und ihre Fähigkeiten dem Publikum präsentieren. Die vier neuen, das sind Allende, Cabareno, Catching Fire und Diamant Revel, Namen an die man sich in Prussendorf gewöhnen muss. Alle fünf sind sie kraftvoll und dynamisch, fliegen spielend leicht beim Freispringen in der Wussow-Halle über die Hindernisse. Das Publikum ist begeistert, unter ihnen sind zahlreiche Züchter aus der Region, jedoch auch aus den angrenzenden Bundesländern. "Heute treten die Qualitäten und das Vererbermaterial in den Vordergrund, es ist ein Wirtschaftsfaktor für das Landgestüt", so Landstallmeister Siegmund Hintsche.
Die Präsentation der Spring- und Dressurhengste begeistert auch das nicht fachkundige Publikum. "Das fachkundige Publikum, die Züchter unter den Gästen, schauen ganz genau hin", so Hintsche voller Zuversicht. Die Hengstpräsentation zu Beginn einer jeden neuen Decksaison ist Gelegenheit für die Züchter, die bewährten Hengste sowie die Neuzugänge an Junghengsten im direkten Vergleich zu sehen und ihre Entscheidung für die Zucht zu treffen. Gerade dieser Wirtschaftsfaktor wird zur Überlebensfrage des Landgestütes in Prussendorf.
Die Landesregierung und allen voran die Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (B90/Die Grünen) fordern vom Landgestüt schwarze Zahlen. Diese von der Grünen-Ministerin vorgegebenen schwarzen Zahlen sollen einen jährlichen Millionenbetrag abwerfen. Kenner der Szene schütteln über diese Forderung nur den Kopf. Zehn Landgestüte gibt es in Deutschland, keins wirtschaftet kostendeckend oder wirft gar einen Gewinn ab.
Das eine oder andere Reiter-Pferdpaar hat dagegen im Parcours das eine oder andere Hindernis abgeworfen. Neben der Hengstpräsentation sind rund 150 Reiter mit 800 Starts über die Sprunghindernisse, teilweise mit Zeitvorgaben, gegangen. Unter ihnen sind auch zwei Starter vom gastgebenden Reitverein Prussendorf im Hallenparcours unterwegs. Jonas Reichert und Tino Bode. Tino Bode, Pferdewirtschaftsmeister und Träger des goldenen Reitabzeichens, waren dabei mit sagenhaften elf Starts und neun Pferden im Prussendorfer Parcours. Bode selbst sicherte sich mit seinen Pferden “Esperanto“, „Zaccorado Blue“ und „Chicago“ Platz eins und mit „Chaccossini“ Platz drei in der Springprüfung der leichten Klassen. Hinzu gesellte sich ein achtbarer Erfolg im Springen der mittelschweren Klasse. In der S-Klasse, also der höchsten Kategorie, kam Bode mit Mont Blanc auf den 24. Rang.
Höhepunkt des meisterschaftlichen Championatsturniers war der große Preis von Prussendorf, ein Springen der schweren Klasse S*, mit Stechen. Dort gewann der Matador Tino Bode mit seinem Pferd Esperanto vor Christof Kauert aus Schönebeck mit seinem Pferd Orplied, dritter ist Max-Hilmar Borchert mit Caspino vom RV Stechlin. Die Siegerschleife wurde dann von der die Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert übergeben.
Dalbert, zu deren Resort das Landgestüt gehört, war erstmalig auf dem Gelände seit ihrem Amtsantritt vor rund einem Jahr. Landstallmeister Günter Hintsche zeigte sich zufrieden mit dem langen Wochenende: „Wir hoffen vor allem, dass die Züchter und Besucher erkennen, wie stark das Gestüt aufgestellt ist, welche Hengste zur Zucht zur Verfügung stehen und dass endlich mehr Sicherheit für unsere Mitarbeiter einkehrt“ – das Landgestüt hat vorerst zwei Jahre Aufschub bekommen, um die Basis für ein eigenständiges Wirtschaften unter Beweis zu stellen.
Kommentar schreiben